Aus der Geschichte des Turnverein Faulbach 1920 e.V.
Wie kam es zur Gründung eines Turnvereins?
Die durch den Bevölkerungszuwachs bedingte Beschäftigung in der aufkommenden Industrie um die Jahrhundertwende, sowie bei der Eisenbahn und auf den Steinhauerplätzen in Frankfurt, Mainz, Ludwigshafen, Aschaffenburg, Würzburg, Schweinfurt und anderen Orten, brachte neue Erkenntnisse und Eindrücke, die vor allem das gesellschaftliche Leben unseres einst vorwiegenden Bauerndorfes entscheidend beeinflussten. Es wurde musiziert von drei Musikkapellen im Ort, gesungen von zwei Gesangvereinen, es wurde Theater gespielt; ja es gab kaum ein Haus in dem die Musen nicht Platz gefunden hätten.
Die Dorfmauern wurden überwunden und der dörflichen Gemeinschaft ein geistiger Aufschwung gegeben, der die einstige Eintönigkeit und Rückständigkeit gegenüber der Stadt vermissen ließ.
Ein neuer Geist war ins Dorf gezogen, aber wo blieb der Körper? Dessen Ausbildung überließ man zunächst dem Lehrer und später den militärischen Ausbildern. Für Turnen und Sport hatte man noch nichts übrig, ja man kannte so etwas fast noch nicht. Kein Wunder, dass damals die Lebenserwartung der Leute noch nicht einmal 50 Jahre erreichte. Mit Ächzen, Stöhnen und viel Schweiß mussten die Gelenke der Jugendlichen in den ersten Monaten beim Militär wieder in Ordnung gebracht werden.
Erst im Jahre 1909, als sich in unseren Nachbarorten Dorfprozelten, Bürgstadt, Amorbach und Miltenberg das Turnen zu regen begann und dort schon Turnvereine gegründet worden waren, fanden sich auch in Faulbach fortschrittlich gesinnte Männer zusammen. Sie forderten für die männliche Faulbacher Jugend eine Organisation zwecks körperlicher Ertüchtigung.
Der eigentliche Gedanke, dass man auch in Faulbach Turnen und Sport treiben könne, war bereits 1913 von mehreren Steinmetzen, die zu jener Zeit „auf der Walz“ waren, gefasst worden. Sie schlossen sich zunächst zum Verein der „Lustigen Brüder“ zusammen, der die Turnerei pflegen wollte. Auf der Schanz errichtete man einen Turnplatz, stellte ein Reck auf, das der Zimmermann Columban Herberich aus zwei Holzpfosten mit gebohrten Löchern zum Verstellen der Eisenstange baute. Ein Holzbarren wurde auf die gleiche Weise hergestellt.
Nach dem Ersten Weltkrieg, der die meisten der „Lustigen Brüder“ ins Feld rief, wurde dann am 4. April 1920 im „Gasthaus Zur Sonne“ der heutige Turnverein neu gegründet.
Bei der Gründung des Vereins konnten sich nicht alle Anwesenden für den Anschluss an den „Deutschen Turnerbund“ einigen; mehrere wollten den Anschluss an die damalige „Freie Turnerschaft“.
Dem Umstand, dass der nächste Verein in Schweinfurt existierte, war es zu verdanken, dass der Anschluss an die „Freie Turnerschaft“ abgelehnt wurde. Man beschloss, sich dem „Main-Spessart-Gau” des „Deutschen Turnerbundes“ anzuschließen. Mehrere Turnfreunde traten dadurch dem neuen Verein, dem TV Faulbach 1920, vorerst nicht bei.
Als erster Vorstand wurde Josef Leyer gewählt. Dieses Amt hatte er bis 1924 inne. Adolf Weber wurde daraufhin für ein Jahr zum Vorstand gewählt.
Das Jahr der Fahnenweihe:
Josef Leyer übernahm am 10. Januar 1925 wieder den 1. Vorsitz und führte den Verein, der durch das Fahnenfest neue Impulse erhalten hatte. Der Verein nahm einen nicht geahnten Aufschwung und brachte glanzvolle Turner hervor: Albin Weber, Hugo Weber, Anton Störmer. Die Hauptstützen des Vereins waren stets der 1. Vorstand Josef Leyer und sein damaliger Turnwart Josef Hartig, der außerordentliche Verdienste als Turnwart und Vorstand erworben hatte.
1927 bis 1933:
Wilhelm Wießmann wurde 1. Vorsitzender. Im Jahr 1933, der Machtergreifung durch die „Nationalsozialistische Partei” Adolf Hitlers, wurde der Verein gleichgeschaltet und Wilhelm Wießmann wurde der „Führer” des Vereins und gleichzeitig 1. Vorstand. Ende 1933 hören die Eintragungen im Protokollbuch auf.
Vieles was bisher als selbstverständlich galt, wurde nach der Machtergreifung von Hitler zu einem Problem. Hinzu kamen die politischen Verhältnisse, die dem Freiheitsgedanken von Turnvater Jahn nicht dienlich waren. Die Jugend resignierte noch ehe das Jahr 1939 kam und der Beginn des Zweiten Weltkriegs der Turnerei für mehrere Jahre ein Ende setzte.
Ein neuer Anfang 1945:
Es durfte zunächst kein Sport mehr betrieben werden. Erst langsam regte sich wieder Leben und die amerikanische Militärregierung gab am 20. April 1946 ihre Einwilligung zur Gründung eines „Sportvereins“ in Faulbach. Unter dem früheren Turnwart Toni Drechsler lebte die Turnerei wieder auf.
In den Jahren 1952 / 1953 trennten sich die Turner von den Fußballern in freundschaftlicher Atmosphäre. Der Sportverein überließ dem Turnverein unentgeltlich die angeschafften Geräte. Hier war es gerade Josef Hartig, der als Vorstand in die Bresche sprang.
Die Jahre von 1953 bis 1956 brachten den Turnerinnen und Turnern bereits schöne Erfolge.
Am 11.Januar 1953 erfolgte die Wiedergründung des „Turnverein 1920“.
Vorstand wurde Josef Hartig. Es wurde beschlossen, dem „Bayerischen Landessportverband e. V.“ beizutreten.
Am 21. Januar 1957 wurde Hugo Naun zum Vorstand gewählt. Die junge Vorstandschaft entwickelte starke Aktivitäten. Es wurde beschlossen, einen „Turnerspielmannszug“ zu gründen. Dreißig junge Turner meldeten sich sofort zum Spiel. Das Einstudieren der jungen Spielleute übernahmen Kurt Naun und Vorstand Hugo Naun.
An Ostern 1958 trat der junge Spielmannszug zum ersten Mal in den Straßen von Faulbach öffentlich auf. Das jüngste Mitglied war 9Jahre alt. Die Instrumente wurden von den Spielleuten, meist Jugendliche und Schüler, selbst bezahlt. Zu dieser Zeit hatte der Turnverein 160 Mitglieder.
Bau der Turnhalle 1958:
Die alte Turnhalle (Gemeinschaftshaus) gab die Gemeinde an die Firma Weidenmann ab.
Der Standort der neuen Turn- und Festhalle war günstig, da er nahe am Sportplatz lag. Die neue Halle sollte vornehmlich der Faulbacher Jugend dienen. Richtfest war am 20.Januar 1959.
Der Turnverein hielt das erste Sommernachtsfest im Rohbau der neuen Turnhalle ab.
Das 40. Gründungsfest des Turnvereins im Jahre 1960 und das 10-jährige Bestehen des Spielmannszuges 1967 waren weitere festliche Höhepunkte im Vereinsgeschehen. Ebenfalls im Jahr 1967 konnte eine Baracke erworben werden, die besonders für Übungszwecke des Spielmannszuges dienen sollte.
11. August 1967:
Außerordentliche Generalversammlung im „Gasthaus Zur Krone“ zwecks Sportplatz-Neubau in Gemeinschaftsarbeit mit dem „Sportverein Faulbach“. Man beschloss, zusammen mit dem SV Faulbach ein neues Sportgelände, (Sportplatz Aschenbahn und leichtathletische Anlagen) zu bauen.
Speziell zu diesem Vorhaben fand am 7. Oktober 1967 die Generalversammlung im „Gasthaus Zur Krone“ statt. Dabei erfolgte die Rücktrittserklärung des bisherigen Vorstandes Hugo Naun. Zum 1. Vorstand wurde Albin Fuchs gewählt und zum 2. Vorstand Josef Weiß.
Beim Amtsantritt von Albin Fuchs hatte der Verein 262 Mitglieder.
Der Sportplatzbau an der „Strütt“ ging zügig voran. Für die Belange des Turnverein sollte das Sportgelände eine Aschenbahn mit 4 Rundlaufbahnen, eine Weitsprung-, Hochsprung-, Stabhochsprung- und Kugelstoßanlage erhalten. Die Baracke, die im letzten Jahr erworben worden war, fand ihren Platz ebenfalls neben dem neuen Sportgelände.
1968 erfolgte die Eingliederung des Tischtennis-Clubs als Unterabteilung in den Turnverein
In den Jahren 1968 und 1969 wurden zwischen dem Turnverein und dem Sportverein Faulbach Verträge ausgearbeitet, um eventuelle Streitigkeiten während des Sportgeländebaues zu vermeiden.
Schon am 8. März 1969 musste abermals eine außerordentliche Generalversammlung speziell zu diesem Thema einberufen werden. Die Gegensätze schienen, trotz ausgehandelter Verträge, unüberwindbar. Die Mitglieder des Turnvereins entschieden sich mit 34 zu 7 Stimmen gegen einen Weiterbau des Sportgeländes mit dem Sportverein.
Vom 17. bis 20. Juli 1970 wurde das 50. Stiftungsfest auf dem alten Sportplatz gefeiert.
Die folgenden Jahre brachten bei verschiedenen Turnfesten gute Ergebnisse für die Turner und Leichtathleten, aber auch für den Spielmannszug.
1970 hatte der Turnverein bereits 366 Mitglieder.
Im Jahr 1972 fand das erste Treffen mit dem „Musikzug Holzkirchen“ in Oberbayern statt. Musikalische und sportliche Darbietungen standen auf dem Programm. Unser Verein übernahm die Patenschaft für den „Musikzug Holzkirchen“. In den folgenden Jahren entwickelte sich eine tiefe Freundschaft zwischen beiden Vereinen.
Auf sportlichem Gebiet hatte der Turnverein in den vergangenen Jahren sehr gute Erfolge zu verzeichnen. Es kristallisierten sich immer wieder junge Talente im Turnen und in der Leichtathletik heraus. Dies war besonders auf die gute Nachwuchsarbeit des Vereins zurückzuführen, obwohl schon seit Jahren ein Mangel an geeigneten Trainingsstätten zu beklagen war. Besonders die Leichtathleten waren von diesem Dilemma hart getroffen. Noch nicht einmal eine 100-m-Bahn, geschweige denn eine geeignete Weitsprung- oder Hochsprunganlage stand den Sportlern zur Verfügung. Insofern war es schon erstaunlich, dass der Turnverein in fast jeder Saison einen oder sogar mehrere Gauturnfestsieger in seinen Reihen hatte. Eine Verbesserung dieser Umstände erhofften sich die Sportler durch die baldige Fertigstellung der Außensportanlagen an der Verbandsschule Faulbach.
Die Außensportanlage sollte, so die Gemeindeverwaltung, in Angriff genommen werden, sobald die Mittel dafür vorhanden seien.
In den folgenden Jahren ging die Entwicklung des Turnvereins sehr schnell voran. Immer neue Abteilungen wurden gegründet
1972:
Gründung einer Volleyball-Abteilung unter der Leitung von Sportlehrer Dieter Zöller.
1973:
Bei der Generalversammlung am 17. März hatte der Verein bereits 444 Mitglieder.
1976:
Gründung einer Wanderabteilung (Wanderwart Hugo Naun). Im gleichen Jahr fand der erste Freundschaftslaufstatt. 1977 schloss sich der Verein dem Internationalen Volkssport-Verband an.
1977:
Gründung einer Schach-Abteilung unter der Leitung von Heinrich Schnellbach.
Seit mehreren Jahren vergebliches Warten auf die Fertigstellung einer Außensportanlage an der Verbandsschule Faulbach.
1978:
Kauf einer Kraftmaschine für 12.800,- DM. Zu diesem Zweck wurde eigens ein Raum in der alten Volksschule in der Schulgasse eingerichtet. Diese Kraftmaschine war speziell dazu gedacht, das Training der Leichtathleten und Turner über die Wintermonate gezielt und regelmäßig durchführen zu können. Dieser Raum stand allen Vereinsmitgliedern zu den gegebenen Trainingszeiten zur Verfügung.
1980:
Der Turnverein Faulbach besteht 60 Jahre.
Das Jubiläum wird mit einer Sportwoche in der Turn- und Festhalle Faulbach begangen.
1981:
Durch den permanenten Mangel an Übungsstätten beschloss die Vorstandschaft im Einvernehmen mit den Mitgliedern eine vereinseigene Turnhalle zu bauen. Die Turnhalle sollte im Anschluss an das Gelände der Verbandsschule Faulbach entstehen.
1983:
Die Abteilungen Karate und Aerobic erweitern das Sportangebot des Vereins.
Der Verein hatte 630 Mitglieder und ist seit Jahren größter Ortsverein.
1985 – 1988:
Bau der vereinseigenen Turnhalle.
Viele Mitglieder beteiligten sich aktiv an der Erstellung der Vereinshalle und bereits im Mai 1988 konnte die Inbetriebnahme gefeiert werden.
Treibende Kraft war in der gesamten Bauphase der 1. Vorsitzende Albin Fuchs.
Nach der Fertigstellung der TV-Halle kamen Mutter-und-Kind-Turnen und Tanzgymnastik für Senioren als weitere Abteilungen hinzu. Die Mitgliederzahl stieg stark an.
1996:
Die Mitgliederzahl beträgt 1099.
Nach sehr erfolgreichen 29 Jahren gab Albin Fuchs das Amt des 1. Vorsitzenden an Erwin Fertig ab.
Die Generalversammlung wählte Albin Fuchs zum 1. Ehrenvorsitzenden des Turnvereins.
In den Folgejahren kamen zum sportlichen Angebot die Gruppen Step-Aerobic, Kick+Punch, Rope-Skipping, Walking, Hip-Hop Dance und verschiedene Gesundheitssportarten hinzu.
2000:
Nach 44 Jahren trennte sich die Abteilung Spielmannszug vom Turnverein und gründete einen eigenen Verein.
2002:
Der TV ist erstmals unter www.tv-faubach.de mit einer eigenen Homepage im Internet vertreten. Webmaster ist Stefan Schreck
2004:
Der Gemeinderat lehnte den Bau einer Hausmeisterwohnung auf dem vereinseigenen Gelände hinter der TV-Halle ab.
2005:
Hans-Jürgen Seus wurde zum 1. Vorsitzenden gewählt.
Hinter der vereinseigenen Halle wurde eine Beach-Volleyball-Anlage mit zwei Spielfeldern erstellt.
2006:
Bei der Generalversammlung am 31. März 2006 wurde die Vereinssatzung geändert und erstmals 3 gleichberechtigte Vorsitzende gewählt.
Hans-Jürgen Seus, Vorsitzender Verwaltung
Thomas Fuchs, Vorsitzender Technik und Marketing
Christoph Grän, Vorsitzender Sport
In der gleichen Versammlung beschloss man wegen des stetig steigenden Bedarfs an Übungsstunden mit einem Anbau an die Turnhalle das Sportangebot zu erweitern.
Vom 17.-18. Juni fand die Einweihung der Beach – Volleyball – Anlage statt.
Neue Gruppen „Bauch-Beine-Po“ und „mollig und mobil“.
Neugestaltung des Internet-Auftrittes des Turnvereins durch Thorsten Seus.
2007:
22.-24. Juni 2007: 1. Sommerfest auf dem Gelände hinter der TV-Halle.
Die Mitgliederzahl beträgt zum Jahresende 1216.
2008:
Anfang des Jahres Fertigstellung des Hallenanbaues und erste Kurse der neuen Gruppe „Spinning“ darin.
27.-29. Juni 2008:
2. Sommerfest auf dem Gelände hinter der TV-Halle und offizielle Vorstellung des neuen Hallenanbaues.
Mit seinem vielfältigen Sportangebot wirkt der Turnverein Faulbach über den gesamten Südspessart hinaus auch auf das Gebiet von Wertheim und in den Kreis Main-Spessart hinein.
2009 bis 2013:
In den Folgejahren bewährte sich das TV-Konzept mit seinen 3 Standbeinen Mannschaftssport, Trendsport und Gesundheitssport. Dadurch konnte man auch die Mitgliederzahl bis 2011 auf über 1400 Mitglieder steigern. In dieser Zeit wurde im Bereich Gesundheitssport die neue Gruppe “Pilates” etabliert, sowie um “Yoga” und “Rückenschule” mit geschulten Präventionstrainern erweitert.
Im Bereich Trendsport wurden zu den bereits bekannten Sportarten noch “ZUMBA®” und “Drums Alive” in das Sportangebot mit aufgenommen.
Die Volleyball-Herren konnten sich nach zweimal Aufsteigen in Folge über den Aufstieg 2012 in die Landesliga freuen.
Das Sportangebot wird derzeit von 55 C-Trainer-Lizenzen und 8 Zusatz-Lizenzen betrieben.
Im Kinder- und Jugendbereich werden seit über 10 Jahren gut organisierte Zeltlager auf unserem TV-Gelände von unserem Jugendleiter Stefan Schreck abgehalten.
In den Jahren 2007 bis 2011 wurden 3-tägige Sommerfeste mit kulturellen Veranstaltungen, wie Kabarett mit Michl Müller, Frank Fischer und Lizzy Aumeier gefeiert.
2012 gab es für den TV ein besonders Highlight: Gewinn des Quantensprung-Wettbewerbs, ausgeschrieben vom BLSV und LOTTO Bayern, aus über 200 Sportvereinen Bayerns. Preisgeld hierfür waren 4000 €, die wieder für weitere Projekte in die Vereinskasse einfließen.
2014:
Einzigartiger Vereinserfolg – der TV Faulbach betritt neues unbekanntes Sportparkett.
Volleyball Herren steigen in Bayernliga auf.
Fa. FMB wird zum Hauptsponsor für die Spielsaison 2014/15